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STEFAN FENCHEL
«ICH WILL ETWAS BEWIRKEN.»
Stefan Fenchel, das «Green Plant Leipzig» ist Ihr Projekt; Sie haben es neben anderen Projekten ins Leben gerufen, und es wird heute von Ihnen geleitet. Womit können unsere Leser hier rechnen? Ich schätze, es geht um mehr als blühende Wiesen auf dem Gelände des Werks ...
Stefan Fenchel: Am einfachsten kann man es sich als ein Puzzle vorstellen, dessen Teile perfekt zusammenpassen müssen. Das Ziel des «Green Plant» ist es, die Puzzleteile des Umweltschutzes, der Wirtschaft und der sozialen Probleme zusammen zu bringen. Wir haben diese soziale Nachhaltigkeit in interne und externe Auswirkungen unterteilt. Damit die Puzzleteile zusammenpassen, gibt es mehrere Fragen, die wir uns bei allem, was wir tun, stellen: Ist das aus ökologischer Sicht wirklich sinnvoll? Ist das wirtschaftlich gesehen realisierbar? Mit wem wollen wir in diesem Zusammenhang arbeiten? Wie erreichen wir unsere Mitarbeitenden? Unsere «Vision Zero Emission Factory» ist so alt wie das Leipziger Werk selbst. Wir haben Windenergieanlagen, einen Batteriespeicherpark sowie die erste Indoor-Wasserstofftankstelle Deutschlands für Logistikfahrzeuge.
Was treibt Sie dazu an, sich für diese Ziele auch weiterhin zu engagieren? Sie sind doch eigentlich Chemiker.
Stefan Fenchel: Die Natur fasziniert mich bereits seit meiner Kindheit. Ich wollte sie schon immer auf meine eigene Weise schützen und unterstützen. Zunächst war ich als Chemiker in der Forschung tätig. Doch dann beschloss ich, dass ich aktiv Verantwortung übernehmen und den Wandel vorantreiben möchte. Am besten tut man das, wenn man in der Industrie tätig ist. Am Anfang riefen wir das Projekt «Green Plant» ins Leben, an dem wir parallel zu unseren direkten Verpflichtungen arbeiteten. Erst seit 2020 ist es mein Vollzeitjob. Es kommt aber genau zum richtigen Zeitpunkt, denn die Brisanz der Klimafragen nimmt zu. Dem Reduzieren des CO2-Ausstosses wird besondere Priorität eingeräumt.
Hat das Projekt etwas, worauf Sie besonders stolz sind?
Stefan Fenchel: Unser «Green Plant» ist ein Enabler-Projekt. Diese Art Projekt resultiert nicht in einem Produkt, aber es ermöglicht anderen Menschen, etwas zu tun, was eine Entwicklung vorantreibt. Deswegen bin ich schon jetzt sehr stolz auf das Projekt als Ganzes. Meiner Meinung nach ist die Wasserstoffpipeline der grösste greifbare Erfolg der von uns bis jetzt geleisteten Arbeit. Wenn alles nach Plan läuft, wird dies in den kommenden Jahren zum Tragen kommen und die Anlage dann mit grünem Wasserstoff versorgen. Natürlich hat das eine ganz andere Wirkung als die blühenden Wiesen. Es ist ein Schritt, mit dem wir vom CO2-Verschmutzer zu einem Treiber der CO2-Minimierung werden. Deshalb verbringe ich im Moment fast 90 % meiner Zeit mit Themen, die äusserst politisch sind. Aber auch die Wiesen, die Bienen und der werkseigene Apfelsaft sind Teil meiner Arbeit. Das alles unter einen Hut zu bringen, ist nicht gerade leicht, aber die Vielfalt an Aufgaben fasziniert mich. Natürlich läuft nicht alles immer glatt, und nicht alles funktioniert auf Anhieb. Ich versuche schon seit Jahren, Menschen für unsere Themen zu gewinnen, sie zu begeistern – aber vielen fehlt einfach die Zeit, sich auch mit dem Thema Nachhaltigkeit zu befassen. Aber obwohl ich ihre Position verstehe, sind solche negativen Reaktionen für einen Idealisten wie mich dennoch enttäuschend.
Nehmen wir an, Sie treffen Oliver Zipse, den Vorsitzenden des Vorstands der BMW AG. Er fragt: «Wie kann ich Ihnen helfen, das ‹Green Plant Leipzig› zu einem Erfolg zu machen? Was brauchen Sie zurzeit am meisten?» Sie haben eine Minute, um die Frage zu beantworten. Was sagen Sie?
Stefan Fenchel: «Sorgen Sie dafür, dass Nachhaltigkeit in alle geschäftsrelevanten Funktionen eingebettet wird. Machen Sie Führungskräften klar, dass Nachhaltigkeit ein Prinzip ist, das Taten und Denkweisen diktiert und nicht einfach ein Extra ist. Diese Einstellung ist so wichtig! Nachhaltigkeit sollte nicht nur eine bedeutungslose Geste sein oder ein Lippenbekenntnis, weil der Chef das so haben will. Durch so etwas würden wir jegliche Glaubwürdigkeit verlieren. Es wäre nichts weiter als «Greenwashing».